Medien verdrehen Oscar-Sieg für „No Other Land“ in eine weitere gefälschte Geschichte über „israelische Siedler“

An einem Abend voller Glitzer, Prunk auf dem rotem Teppich und selbstgefälligen Reden im Dolby Theatre in Los Angeles war ein Oscar-Sieg so vorhersagbar wie die fast vierstündige Laufzeit der Veranstaltung: die Beste abendfüllende Dokumentation.

Der Preis ging an die israelischen und palästinensischen Filmemacher hinter „No Other Land“, einem Film, der den palästinensischen Aktivisten Basel Adra festhält, sie er angeblich „seine Verhaftung riskiert, um die Zerstörung seiner Heimatstadt zu dokumentieren“, Masafer Yatta am Südende der Westbank.

Das ist kaum schockierend. Der Film war nicht nur Favorit, er erfüllte auch all die richtigen Kriterien einer Academy, die nie einen Gelegenheit auslässt eine politisch modische Wahl zu feiern. Und weil Israel seit den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober und dem folgenden Krieg gegen Terrororganisation die Schlagzeilen beherrscht, brauchte man keinen Hellseher, um diesen Sieg vorherzusagen.

Stichwort Dankesreden: Adra kam an der Seite des israelischen Filmemachers Yuval Abraham auf die Bühne, der den Augenblick nutzten die USA zu rügen, weil sie „eine politische Lösung ohne ethnische Vorherrschaft, mit nationalen Rechten für beide Völker“ blockieren. Der Satz erntete tosenden Applaus – denn gibt es einen besseren Weg filmische Errungenschaften zu feiern, als mit stark vereinfachten, selbstgerechten Parolen?

Ebenfalls vorhersagbar? Die verworrene Berichterstattung der Medien zum Thema von „No Other Land“ ist wichtig. Viele schienen überzeugt, dass Masafer Yatta ein uraltes palästinensisches Netzwerk aus Dörfern ist, das in den letzten Jahrzehnten systematisch entwurzelt wurde, um Platz für israelische Siedler zu schaffen.

Was natürlich genau das Narrativ ist, das die Filmemacher verbreiten wollten.

Die Wahrheit über Masafer Yatta

Die Wirklichkeit ist, wie üblich, weit weniger dramatisch als die Version der Oscar-Gewinner.

Historisch war Masafer Yatta ein Weidegrund für Beduinen und örtliche Ansässige aus dem nahegelegenen Ort Yatta – Land, das sie nutzten, das aber nie dauerhaft besiedelt war. Diejenigen, die längere Zeit dort blieben, leben in Höhlen, nicht in etablierten Dörfern.

Anfang der 1980-er Jahre kennzeichnete die IDF das Gebiet als Trainingszone 918, einen Truppenübungsplatz. Die Vereinbarung war einfach: Die örtlich Ansässigen konnten weiter ihre Herden dort weiden lassen, und die IDF würde sie rechtzeitig vorab informieren, wann Schießtraining geplant war. Dieses System funktionierte fast zwei Jahrzehnte lang mit wenig Streit.

Dann änderte sich das 1997. Örtliche Palästinenser klagten vor dem Israelischen Obersten Gerichtshof, die Ausweisung als Truppenübungsplatz sollte aberkannt werden. Gleichzeitig intensivierte sich die illegale Bautätigkeit. Dauerhafte Bauwerke begannen aufzutauchen, zuerst in kleinen Ansammlungen, die sich dann in das ausweiteten, was heute großzügig als die „12 Dörfer“ von Masafer Yatta beschrieben wird.

Laut den Oslo-Vereinbarungen behält Israel die volle Kontrolle über dieses – als Area C bekannte – Gebiet, bis eine Endstatus-Vereinbarung erzielt ist. Aber das hielt die schleichende Expansion nicht auf; militärische Quellen sagen, dass es nicht um die Unterbringung einer zunehmenden Bevölkerung ging, sondern darum politische „Fakten vor Ort“ zu schaffen. Viele Gebäude, berichten sie, standen leer, existierten einzig, um das Erscheinungsbild dauerhafter palästinensischer Präsenz aufzublähen.

Bis 2000 stoppte der israelische Oberste Gerichtshof die Räumung, verbot aber ausdrücklich weitere Bautätigkeit – Regeln, die prompt ignoriert wurden. Die IDF bot Kompromisse an, gestattete Zugang an Wochenenden, jüdischen Feiertagen und jedes Jahr für zwei Monate, was alles abgelehnt wurde. Sie genehmigte sogar dauerhafte Siedlungen in den nordwestlichen Teilen der Zone, aber der Rechtsstreit zog sich in die Länge.

Nach Jahren juristischen Gerangels entschied das Gericht zugunsten der IDF: Die Einstufung als Truppenübungsplatz blieb bestehen und illegale Bauten konnten abgerissen werden.

Doch trotz atemloser Medienberichte über „Vertreibung“ bleibt die Realität: Evakuierungen sind minimal gewesen, die illegalen Gebäude sind immer noch da und das sogenannte „Dorf“ steht weiter.

Was die Medien bequemerweise auslassen

So wachte Israel am Montagmorgen zu einer Welle verzerrter Berichte über den Sieg von „No Other Land“ auf, die allesamt den Streit um Masafer Yatta als irgendwie mit israelischen Siedler in Verbindung brachten.

ABC News suggerierte z.B., der Fall sei Teil der breiten „Siedlungserweiterung“ Israels; dort hieß es:

Israels Abrissbemühungen in der Westbank in dem, was Israel als illegale Bauten betrachtet, sind weitgehend ein Versuch gewesen den Weg für israelische Siedler freizumachen, damit diese aus Gründen in die Region ziehen können, zu denen religiöse Überzeugungen und verbesserte Lebensqualität gehören.

Derweil versäumte es CNN überhaupt zu erwähnen, dass die sogenannte „Ansammlung von Dörfern“ in den Hebronhügeln aus unbestreitbar illegalen Bauwerken besteht, während man den Streit ebenfalls mit der „Jahrzehnte langen Übergriffigkeit jüdischer Siedler“ in Verbindung zu bringen versuchte.

Und die BBC? Sie machte sich gar nicht erst die Mühe die Tatsache zu erwähnen, dass Masafer Yatta ein Truppenübungsplatz ist, was bei den Lesern für den völlig falschen Eindruck sorgt, dass Israel das Gebiet für Siedler räumt:

Israel hält die Westbank seit 1967 besetzt. Israelische Siedlungen in dem Gebiet werden laut internationalem Recht als illegal betrachtet, obwohl Israel das bestreitet. Sie haben sich im Lauf der letzten 55 Jahre ausgeweitet, sind zum Mittelpunkt von Gewalt und kollidierenden Ansprüchen auf Land geworden.

Und das war durch die Bank die Story – von NPR bis zum The Hollywood Reporter. Die Fakten gingen verloren und Masafer Yatta wurde zu einer weiteren grob vereinfachten Erzählung, in der Israel passenderweise der Verbrecher ist.

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